Marijan Jordan ist Mitinhaber von Erfinderhaus.de, Erfinder-
laden.de, patent-net.de und einigen anderen Institutionen, die sich mit Erfindungen und Innovationen beschäftigen. Seit knapp 15 Jahren arbeitet er eng mit Erfindern zusammen. Er sagt: Noch nie in der Geschichte war es so leicht, mit einer Idee erfolgreich zu werden.
Der Frager: Herr Jordan, haben Sie selbst schon einmal etwas erfunden?
M. Jordan: Da ich der Meinung bin, dass jeder ein Erfinder ist: Ja, natürlich auch ich. Sobald man ein Problem sieht und eine Lösung findet, die so noch nicht existiert, ist man Erfinder.
Der Frager: Viele Menschen denken bei Erfindern ja an mediale Erscheinungen wie Daniel Düsentrieb oder Doc Brown aus dem Film Zurück in die Zukunft, der den legendären Fluxkompensator erfunden hat. Welche Erfindertypen gibt es Ihrer Erfahrung nach denn so?
M. Jordan: Nun, das sind Figuren, die sich jemand ausgedacht hat, wie den Pirat mit Holzbein und Augenklappe. Das hat mit der Realität wenig zu tun. Es gibt aber dafür andere Typen. Die jetzt aus dem Stegreif zu katalogisieren, könnte schwer werden – aber ich will es versuchen.
Der Ängstliche
Er hat sogar noch, wenn er bereits ein Patent hat, Angst es anzubieten, weil man es ihm doch irgendwie noch stehlen könnte.
Der Möchtegernerfinder
Er hatte vor der NASA die Idee für die Mikrowelle und hatte Facebook im Kopf, bevor Zuckerberg geboren war. Er setzt aber nie etwas in die Tat um.
Das Genie
Eine Art Leonardo da Vinci der Neuzeit. Er ist Erfinder mit Leib und Seele. Zu fast allen Lebensthemen fällt ihm etwas ein. Er ist ein Tüftler und entwickelt gerne Prototypen, die seiner Idee sehr nahekommen. Er ist allerdings kein Unternehmer und kann auch nicht immer die wirtschaftlichen Hintergründe einschätzen. Einige seiner Ideen sind aber durchaus interessant.
Der Unternehmer
Er kann sogar eine Erfindung, die gar nicht nicht so besonders ist oder nur minimal anders als etwas Existierendes, erfolgreich machen. Ihn zeichnet aus, dass er mehr an sich glaubt als an diese eine Erfindung.
Der Heimwerker/Die Hausfrau und Mutter
Ein toller Erfindertyp, da man hier Lösungen für Probleme bekommt, die diese Menschen tatsächlich haben. Reich zu werden ist nicht ihr Hauptziel, sondern eine praktikable Lösung anzubieten.
Einen schönen Querschnitt von Erfindern findet man auf www.patent-net.de. Sie freuen sich über Lob, Kontakte aller Art, Tipps …
Der Frager: Was ist aus Ihrer Sicht die aufregendste Erfindung der Menschheitsgeschichte?
M. Jordan: Die Klassiker: Rad, Schrift, Buchdruck, Telefon. Alle Arten von Motoren, das Internet und einiges mehr. Mein Favorit ist allerdings die Schrift, weil so enorm viel auf ihr aufbaut.
Der Frager: Stimmen eigentlich die Gerüchte, dass Unternehmen interessante Erfindungen aufkaufen und dann aus Wettbewerbsgründen in der Schublade verschwinden lassen? Wenn ja – könnten Sie Beispiele nennen?
M. Jordan: Meines Wissens kommt das eher selten vor, und ich kann kein konkretes Beispiel nennen. Durch Aufkaufen eines Schutzrechtes lässt sich eine neue Technologie nicht aufhalten, wenn die Zeit dafür reif ist.
Der Frager: Wie gehen Sie mit Erfindern um, die Ihnen eine interessante oder witzige, aber völlig marktuntaugliche Erfindung vorstellen? Ich denke da zum Beispiel an die elektrische Spaghettigabel.
M. Jordan: Die elektrische Spaghettigabel? Aber das ist doch hervorragend – Nein, im Ernst, ich bin sicher, dass es sie schon gibt (tatsächlich existiert dieses Gerät, Anm. Der Frager). Dinge, die man nicht unbedingt braucht, sind nicht so schwer zu verkaufen, wenn man es schafft, das Verbraucherinteresse dafür zu wecken. Mit gutem Marketing ist das möglich, und man hat weit mehr Erfolgschancen als mit einem High-Tech-Produkt. Da müssen Sie rechnen und beweisen, dass das Gerät besser ist und günstiger als das, was derzeit auf dem Markt ist. Und es ist nicht gesagt, dass der Erfinder der elektrischen Spaghettigabel, wenn er es geschickt anstellt, nicht mehr Geld machen kann und bekannter wird als der Techniker, der mit einem neuen Produkt beispielsweise für höhere Sicherheit oder mehr Produktivität sorgt.
Aber zum Kern der Frage: Wenn etwas gar nicht mehr zu retten ist, raten wir sanft dazu weiter zu überlegen, und versuchen, dem Erfinder die Augen zu öffnen.
Die elektrische Spaghettigabel – gibt es wirklich schon.
Der Frager: Wie sollen Menschen vorgehen, die eine Idee haben? Was sind die wichtigsten Schritte?
M. Jordan: Auf unserer Website und dort auch unter unseren Buchtipps gibt es einiges, womit man mal loslegen kann. Grundsätzlich gilt: Erst schützen, dann reden. Patentanwälte, Rechtsanwälte und Berater nehme ich da mal aus, wenn eine Geheimhaltungspflicht oder eine entsprechende Erklärung vorliegt.
Der Frager: Welche Hilfe können Sie den Menschen anbieten?
M. Jordan: Ich möchte sagen, alles, was man als Erfinder benötigt. Was nicht einer unserer 40 Mitarbeiter kann, dafür haben wir in den vergangenen Jahren Kontakte aufgebaut. Mit dem Erfinderladen www.erfinderladen.de und einem eigenen Vertrieb können wir Erfindungen sozusagen von der Produktion bis zu den Kunden bringen. Das ist ein enormer Sprung für uns gewesen. In unseren Läden testen wir die neuen Produkte. Wenn die Zahlen stimmen, findet sich später ein Vertrieb.
Der Frager: Was wären aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Erfindungen in den nächsten zehn Jahren?
M. Jordan: Nun ich hoffe, dass die größten Probleme durch neue Erfindungen gelindert werden können. Das wären für mich: umweltfreundliche Energie herstellen, speichern und transportieren können und das Zur-Verfügung-Stellen von sauberem Wasser für alle. Ein großer Sprung in der Krebs- oder Aidsheilung wäre das Tüpfelchen auf dem i. Aber vermutlich wird es etwas anderes werden.
Der Frager: Welche Innovation würde Sie begeistern – unabhängig vom Nutzen dieser Erfindung?
M. Jordan: Über ein Perpetuum mobile müsste ich wirklich sehr lachen.
Der Frager: Wenn Sie selber Erfinder wären und eine Werkstatt hätten, welchen Satz hätten Sie über Ihrer Werkbank hängen?
M. Jordan: »Solange sie über dich schmunzeln, machst du irgendwas richtig!«
Herr Jordan, wir danken Ihnen für dieses Interview.
Der Frager
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1 Kommentar
Wolfgang M. Epple
4. Oktober 2012 at 16:19Spagettigabel ist einfach zu irre! Selten so gelacht – jetzt nur noch die Automat. Spagetti erfinden – die, die nicht wegspringen vom Gabel.