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Eine ungewöhnliche Mischung aus Kreativem und perfektionistischem, sehr effizientem Techniker. Der Frager interviewt den Züricher Fotografen hanspeter wagner.

Der Züricher hanspeter wagner ist Fotograf, seit 20 Jahren im SBF (Verband Schweizer Berufsfotografen und Fotodesigner) und parallel dazu Gründungsmitglied der Schweizer Fotodesignausbildung. Man könnte sich ihn aber auch als Architekt oder Ingenieur vorstellen. Eine ungewöhnliche Mischung aus einem Kreativen und einem perfektionistischen, sehr effizienten Techniker. Das eine steht dem anderen aber nicht gegenüber oder beide Teile wechseln sich je nach Ansprache ab – vielmehr ist alles immer gleichzeitig da. Das spiegelt sich auch in seinem fotografischen Werk wider. Atmosphärische Foodstills stehen neben klaren Architekturaufnahmen.

Der Frager: Du bist seit 25 Jahren national und international als Fotograf tätig. Was war dein Antrieb, diesen Beruf zu wählen?

hanspeter wagner: Das Werk Irving Penns. Ich war und bin tief beeindruckt von seinem Schaffen. Nach meiner Ausbildung und einer dreijährigen Tätigkeit als Primarlehrer (Grundschullehrer – Anm. Der Frager) steuerte ich auf meine Berufung als Photograph zu, als Autodidakt, Praktikant, Freelancer – als Unermüdlicher. Ich wollte mich beruflich nur noch dem Bildermachen widmen – still oder bewegt.

Im Laufe deiner Berufsjahre kristallisierten sich die Bereiche Corporate, Food und Still Life heraus. Was reizt dich an diesen Genres? Was sind die besonderen Herausforderungen?

In diesen drei Disziplinen passen meine Fähigkeiten und meine Faszination für die Photographie am besten zu den Anforderungen. Corporate zum Beispiel erfordert – neben besten Kenntnissen und Interesse für die Sache des Kunden – viel flexibles Agieren. Ich habe dabei einen guten Zugang zu ganz unterschiedlichen Menschen, was sehr hilfreich ist. Und Food zum Beispiel, das sind wunderbar lebendige Still Lifes …

 

Du arbeitest auch gern im eigenen Tages-Licht-Studio. Welche Vorzüge hat das? Wann ist es besser, draußen zu arbeiten oder auch direkt beim Kunden?

Das kommt natürlich sehr auf die Art der geplanten Aufnahmen an. Wichtig ist das Abwägen der möglichen Vorgehensweisen. In meinem Studio kann ich sehr effizient und konzentriert arbeiten. Ein idealer Workflow ist bereits vorbereitet. Die Licht- und Kameratechnik ist schon da und muss nicht erst »installiert« werden. On location hat den Vorteil, dass die Situation vor Ort meist schon so stimmig ist, dass es den Gesamtaufwand reduziert. Eine Abwägung in profunder Kenntnis beider Wege steigert die Qualität und reduziert den Aufwand … das ist gute Beratung!

Du hast einmal gesagt, dass du dir gerne passende Teams zusammenstellst. Wie groß sind solche Teams? Was sind da wichtige Kriterien für dich? Was reizt dich an der Teamarbeit besonders?

Dass jeder das machen kann, was er am besten kann! Ich erlebe Teamarbeit als fokussiert, ergänzend und sehr effizient. Das spricht für sich. Die Teamzusammenstellung resultiert aus einer profunden Vorbereitung, das sind nebst Kunde und/oder Agentur meist 2 bis 3 Leute (Styling, Photograph, Assistenz).

Wie bewertest du die vorbereitende Konzeption bei Projekten? Und wie wichtig ist der Kundendialog für dich?

Essenziell! Für mich bedeutet Konzeption auch das Überschauen des Ganzen. Der Dialog mit dem Kunden und/oder der Agentur schärft das Projekt. Die Abstimmung, das Ausarbeiten der Vorgehensweise, der Teilschritte – all das legt die Basis für eine erfolgreiche und effiziente Produktion.“

In unseren Gesprächen ist mir aufgefallen, dass du ein Kreativer bist, aber auch ein verantwortungsvoller Perfektionist. Also einerseits sehr freiheitlich und kreativ, andererseits aber auch diszipliniert, bodenständig und resultatorientiert. Wie siehst du dich? Stimmt dieser Eindruck?

Ich kann gut hinhören, bin schnell im Scannen der Aufgabe und kann flugs die Schnittstellen benennen. Meine Erfahrung hilft da natürlich sehr. Und ja, es stimmt, ich sehe mich selbst schon als verantwortungsbewusst und resultatorientiert.

Welche Projekte würdest du als wichtige Etappen in deiner bisherigen Fotografentätigkeit bezeichnen und warum?

Vielleicht sind es weniger einzelne Projekte als vielmehr das Verständnis meines Tuns im Wandel der Zeit. Die Auftraggeber buchen mich verstärkt als Entwickler photographischer und filmischer Anliegen. Sie schätzen mein gestalterisches Verständnis in Verbindung mit aktueller Technik und Designtrends.

Wie siehst du die technische Entwicklung innerhalb der Fotografie? Wie hat sie deine Arbeit verändert? Schafft sie neue Qualitätsräume und Herausforderungen für dich?

Ja, die technische Entwicklung ist rasant und verändert die Branche. Es geht immer weniger um das Einzelbild. Das photographische Bild/die Filmsequenz ist vermehrt Teil einer »visuellen Strategie«. Photographische, filmische Haltungen werden zunehmend plattformübergreifend gedacht. Hier orte ich neue Qualitätsräume.

Du bist seit 20 Jahren im SBF (Verband Schweizer Berufsfotografen und Fotodesigner) und parallel dazu Gründungsmitglied der Schweizer Fotodesignausbildung. Wie schaut dein Engagement da aus? Wie verändert sich der Nachwuchs?

Das Mitgestalten an den Veränderungen unseres Berufstandes gehört für mich dazu. Über mein eigenes berufliches Erleben, den Austausch mit Berufskolleginnen und -kollegen, mit Kunden sowie Anbietern technischer Lösungen wird das Gesamtbild einfach klarer. Ein Engagement dafür, wovon ich selber Teil bin, das macht für mich Sinn.

Wie wichtig wird Fotografie aus deiner Sicht in Zukunft sein? Welche Veränderungen wird es geben? Beispielsweise in Richtung Film.

Ich bin mir sicher, dass eine prägnante Bildsprache wichtig bleibt. Allerdings glaube ich auch, dass Filmsequenzen einen noch größeren Stellenwert erhalten werden. Wenn ich mir die technische Entwicklung ansehe, so werden Filmkameras, die Einzelbilder in höchster Auflösung liefern, schon bald erschwinglich sein. Somit wird die Entscheidung, ob Film oder Photo, bald obsolet.

Der Frager bedankt sich bei für das Interview.

Zur Website von hanspeter wagner

Die im Beitrag gezeigten Portraitfotos von hanspeter wagner: Karin Goldinger 

 

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Der Frager

Manfred Zimmer – Dipl. Inf., Texter/Konzeptioner ist Der Frager. Ob in der U-Bahn, beim Einkauf, beim Lesen der Zeitung oder online, im Leben des Fragers ploppen an jeder Ecke unzählige Fragen auf. Fragen, die gestellt werden wollen.

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